Kino, Theater, PC-Spiele: Sounddesign ist vielseitig

Kino, Theater, PC-Spiele: Sounddesign ist vielseitig

Sounddesign, auch Tongestaltung genannt, umfasst die Bereiche Film, Hörspiele, Musicals, Opern, Freiluftaufführungen, Corporate Audio, Rundfunk und Fernsehen, aber mittlerweile auch Computerspiele sowie Multimedia-Anwendungen. Sogar in der Industrie werden immer mehr SounddesignerInnen gesucht, die den idealen Sound für Auto-Motoren, Kekse oder Chipstüten finden sollen.  

Was ist Sounddesign?

Durch die technischen Neuheiten und den Ausbau der Einsatzmöglichkeiten entstanden immer mehr Aufgabengebiete in der Medienproduktion, wie zum Beispiel die Modifizierung oder Wiederherstellung historischer Aufnahmen und Geräusch- und Musikberatung. Sound beinhaltet die Bereiche Geräusche, Sprache und Musik

Die Summe aus diesen Bereichen soll eine Stimmung erzeugen, die Emotionen und Konnotationen wachrüttelt. Optimal ist es, wenn ein Soundprodukt für sich alleine stehen kann, also auch ohne das Bewegtbild verstanden wird.  

Die Möglichkeiten der Tongestaltung

Wird bei der Tongestaltung nur eines der oben genannten Elemente verwendet, also nur ein Geräusch oder nur die Sprache, drückt dies eine Art Stilbruch aus, der absichtlich als Stilmittel eingesetzt werden kann.

Für die Gestaltung von Sounds ist nicht zwingend ein Computer nötig – ein gutes Beispiel sind hier die Effektpedale bei E-Gitarren, mit denen sich die Melodien verzerren und verändern lassen. Aber auch Keyboards und Orgeln stellen eine Bandbreite an elektronischen Klängen zur Verfügung, die immer realistischer werden.  

Sounddesign für Filme  

Die wohl bekannteste Art Sounddesign ist die Vertonung von Filmen. Egal ob Hollywood-Blockbuster oder europäischer Spielfilm: In den meisten Filmen wird der Ton elektronisch nachbearbeitet. Bei qualitativ hochwertigen Produktionen schaffen die SounddesignerInnen es, Bild und Ton miteinander verschmelzen zu lassen. Manche Bilder könnten ohne den Ton gar nicht die ganze Geschichte erzählen.  

Das ist nicht nur bei Szenen wichtig, in denen man eventuell nicht die Mimik der SchauspielerInnen oder gar nur Landschaftsszenen sieht, sondern auch bei animierten Filmen. Hier werden zwar die Figuren von den SprecherInnen im Studio eingesprochen, doch der Rest muss künstlich hergestellt werden.

Das ist die Aufgabe der SounddesignerInnen, die oft zu den witzigsten und kreativsten Methoden greifen, um die Geräusche herzustellen. Ein Beispiel: Brutzelnder Speck in der Pfanne stellt später den Regen dar.

Natürlich stellen SounddesignerInnen nicht die kompletten Szenen der Filme selbst nach, wie in dem Video, aber sie haben ihre Tricks und Mittel. Authentisch wirkt der Sound vor allem, wenn sie den Film währenddessen selbst ansehen und parallel dazu den Ton produzieren – diese Methode wird „Art of Foley“ genannt.

Sounddesign für Theaterstücke, Musicals oder Opern

Fragt man Laien, was Sounddesign eigentlich ist bzw. was es bewirkt, hört man häufig die Antwort „Gutes Sounddesign hört man nicht“ oder „Man bemerkt Sounddesign nur, wenn es schlecht gemacht ist“ – theoretisch ist das richtig, aber: Sounddesign kann viel mehr! Es sollte natürlich nicht überzogen gestaltet werden.

Richtig eingesetzt begleitet Sounddesign die Szenen, beispielsweise in einem Theaterstück, ohne dass die ZuschauerInnen von den SchauspielerInnen, dem Bühnenbild, den Kostümen und der Story abgelenkt werden.  

Immer häufiger orientieren sich Theaterproduktionen an Filmproduktionen und werden ähnlich produziert, sodass sich der Fokus mehr auf das Sounddesign richtet – es soll mehr, lauter und größer werden. Somit ist es also unmöglich, dass Sounddesign nicht bemerkt wird.  

Die Tongestaltung eines Theaterstücks, eines Musicals oder einer Oper dreht sich nicht nur um den Aufbau der Tonanlagen oder das Kreieren von Soundeffekten und Geräuschkulissen, sondern fängt bereits beim simplen Einsatz von Mikroports an.  

Mikroports werden seit den 1970er Jahren im Theater genutzt, anfangs am Broadway, später dann 1974 in Europa bei den Jedermann-Aufführungen der Salzburger Festspiele. Da die TänzerInnen in den Musicals oder anderen Bühnenstücken meist keine Stimmausbildung hatten, wurden Mikroports unentbehrlich für die Produktionen.

Auch die Bregenzer Festspiele waren richtungsweisend in Bezug auf neue technologische Standards, denn sie verlagerten das Orchester ins Orchesterhaus und übertrugen den Ton von dort aus auf die Bühne, sodass die empfindlichen Instrumente vor der Witterung geschützt wurden. Durch das ‚Bregenzer Richtungshören‘ gelang es, dass die auf der Seebühne agierenden Darsteller vom Publikum akustisch und optisch einheitlich zugeordnet werden konnten. 

Sounddesign bei Computerspielen

Die rasend schnelle Entfaltung der Videospielbranche, die Video-Games immer authentischer konzipiert, erforderte auch beim Sounddesign professionellere Fähigkeiten.  

Egal ob es um einen möglichst echt klingenden Sound von Waffen in Egoshootern, realistische Motoren- und Bremsgeräusche bei Autorennsimulationen oder eine antreibende, nicht zu ablenkende Begleitmusik geht, die den Spieler zum Weiterspielen animiert: In den vergangenen Jahren wurde die Tongestaltung in Computer- und Konsolenspielen immer wichtiger.  

Wo früher noch nach Kinder-Keyboard klingende, blecherne Musik aus dem Gameboy/Nintendo, dem Computer oder der Konsole ertönte, hört man heute sorgfältig produzierte oder ausgewählte Musik, die den Spielverlauf dramatisieren soll.  

Besonders raffiniertes Sounddesign wirkt auch (wegweisend) auf die SpielerInnen, etwa wenn eine triumphierende, belohnende Melodie erklingt, wenn er eine Aufgabe gelöst hat oder sich in die richtige Richtung bewegt. Ebenso kann die Musik als animierend, beispielsweise bei Kampfszenen, oder als Warnung eingesetzt werden.  

Mit der Zeit  –  und einige Hardware-Generationen später – ist bei vielen Games nahezu hollywoodgleiches Sounddesign zu hören. Bekannte und hoch gelobte Sounddesigns kann man zum Beispiel in „GTA“ , „Assasin’s Creed“ , „The Witcher“ oder „Bioshock“ finden.  

Interessant ist aber auch, dass oldschool Game-Melodien wie „Tetris“, „Pac-Man“ oder „Super Mario“ zum Kult geworden sind.

Industrielle Tongestaltung

Neben all den oben genannten Aspekten gibt es außerdem noch das industrielle Sounddesign. Automobilhersteller suchen vermehrt nach SounddesignerInnen, die den optimalen Sound des Motors, Auspuffs, der Türen, Motoraufhängung und des Ansaugtrakts sowie die Abstimmung der Motorlager finden sollen, die den KundInnen-Bedürfnissen entsprechen.  

Das betrifft nicht nur Sportwägen, sondern beispielsweise auch elektronisch betriebene Autos: Da diese so lautlos sind, besteht ein höheres Unfallrisiko.

Sogar der Sound vom Öffnen einer Flasche, dem Ausschenken des Getränks, das Knackgeräusch beim Hineinbeißen in ein Würstchen, das Abbrechen von Schokolade etc. wird für die Werbung am Computer technisch optimiert.

Sounddesign für Instrumente und Synthesizer

Schließlich wäre da noch das Sounddesign für Synthesizer oder andere Hard- und Software-Instrumente. Diese Art der Tongestaltung ist ein spezieller Berufszweig, bei dem die SounddesignerInnen Töne entwickeln oder ein akustisches Instrument durch das sogenannte Multisampling-Verfahren realistisch wiedergeben.

Die meisten Softwarefirmen stellen heutzutage KlanggestalterInnen ein und bieten die produzierten Klänge zusätzlich zu ihren virtuellen Instrumenten an. So manche SounddesignerInnen machen sich auch selbstständig, um ihre Produktionen im Netz zu verkaufen, damit KomponistInnen und MusikerInnen diese dann in ihren eigenen Werken nutzen können.

Sounddesign ist nicht nur vielseitig, sondern auch von elementarer Bedeutung, denn ohne Sounddesign wären Filme, Theaterstücke, Musicals, Opern, Computerspiele oder Werbungen nur halb so gut.